Wer ist der Russlanddeutsche(oder Deutsche aus Russland?)? Teil 2

Deutsche Auswanderer /Umsiedler/Aussiedler/Spätaussiedler

Teil 2. Wer ist der Russlanddeutsche(oder Deutsche aus Russland?)? 

Autor: Maria Reisner

 

Mit dem Beginn des I. Weltkrieges am 1. August 1914, beginnen auch gleich die ersten echten Loyalitätskonflikte für die Russlanddeutschen. Da kamen die Liquidationsgesetze, die auf den Landbesitz der deutschen Siedler, vor allem waren es Wolhynier, abgesehen waren, die 150 oder weniger Kilometer von der russischen Westgrenze entfernt lebten.

1917, die Oktoberrevolution am 7. November wurde von einigen russlanddeutschen begrüßt: besonders von den liberalen Schichten in Großstädten mit einem hohen Anteil von Deutschen.

Die Folgen der Oktoberrevolution erwiesen sich dagegen als verheerend für die Russlanddeutschen, Deutschland war nicht mehr der Feind Nr1. Von Lenin wurde Deutschland gerne für den Weltkommunismus wahrgenommen. Das Jahr 1921 geht in die Geschichte Russlands als Höhepunkt der größten Hungernot ein. Millionen verhungerten an der Wolga, in der Ukraine und in anderen Regionen des Riesenreiches.

Am 6.Jahnuar 1924 erhalten die Wolgadeutschen nach dem Lenins – Dekret ihre eigene Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (die ASSR der Wolgadeutschen) mit Pokrowsk, später Engels als Hauptstadt. Die sollte als Musterbeispiel für andere autonome Republiken dienen. Und sie wurde es tatsächlich in vielen Hinsichten:

  • Bei der Getreidebeschaffung
  • Bei der Verwirklichung der Neun Ökonomischen Politik
  • Bei der Erfüllung der Fünfjahrespläne
  • Bei der Kollektivierung
  • Bei der Bekämpfung des Analphabetentums

Die Schreckensjahren 1933-1938 sind auch nicht an der Wolgarepublik vorbeigegangen. Arreste, Erschießungen sind die Maßnahmen des neuen Regimes im Zeichen des Klassenkampfes. Selbst in Friedenszeiten weitaus sind sie stärker betroffen als andere Völker der Sowjetunion und Gründe dafür gab es aus Sicht der Staatsgewalt immer:

  • Unmittelbar mit der Oktoberrevolution wurden sie wegen ihrer Treue zum Zaren verdächtig und bestraft
  • Sie waren in ihrer Mehrzahl Bauern, viele, sogar wohlhabende, somit gehörten sie nicht zum Proletariat
  • Religion galt als Opium für das Volk. Russlanddeutschen waren aber besonders stark an ihre Kirchen gebunden. Deshalb wurden ihre Gotteshäuser geschlossen, ihre Geistlichkeit liquidiert
  • Die Machtergreifung Hitlers in Deutschland hatten erhebliche Folgen für die Deutschen in Russland

Ein besonders massiver Hunger des Jahres 1933 kostete Millionen von Menschen das Leben. Betroffen waren die lebende an der Wolga und in der Ukraine.

Von dem „Roten Terror“ Höhepunkt 1936-38, waren alle Völker der UdSSR betroffen, aber die Russlanddeutsche am stärksten.

Bei Nacht und Nebel wurden sie verhaftet, ihren Familien entrissen und in den meisten Fällen erschossen/liquidiert.

Auf Grund einer Verdächtigung, Verleumdung oder zufällig. Mein Großvater Leo Auer, wurde, z.B., wegen einer Bibel von jemanden verpetzt, der Familie entrissen und zur 10 Jahren Haft Workuta Lager verurteilt. Erst in besseren Zeiten (Gorbatschow) wegen erwiesener Unschuld rehabilitiert.

Das Jahr 1941 erlebten Russlanddeutsche wie nie zuvor in ihrer Geschichte ….

Der tödliche Terror stand noch bevor.

Der Erlass vom 28.August 1941 dokumentierte „Über die Umsiedlung der Deutschen, die in den Wolga-Rayons leben“

Die „Schuld“ und schwerwiegende Anklage: Tausende und Zehntausende als Diversanten und Spionen angeklagt, die nur auf einen Signal aus Deutschland Sprengstoffanschläge verüben sollten. Die ganze „deutsche Operation“ verlief unter Ausschluss der Presse und der Öffentlichkeit.

Bis Ende 1941 wurden den Angaben zufolge 799459 Personen aus dem europäischen Teil der Sowjetunion nach Kasachstan und Sibirien “umgesiedelt“, darunter 444115 Wolgadeutsche.

Nach einer eher konservativen Rechnung sind im Zeitraum 1917-1948 etwa 480000 deutsche Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer vorzeitig ums Leben gekommen: erschossen, erfroren, verhungert, an Entkräftung und Krankheiten aller Art gestorben. Ein gravierender Verlust für eine Ethnie, die zu dieser Zeit 1,35 Mln. Menschen zählte.

Die Deportation war noch nicht das Ende des Leidens…

Eine weitere Stufe der bürgerlichen Entrechtung der deutschen Minderheit stelle die beinahe vollständige Einweisung aller erwachsenen Personen in Arbeitslager dar. Im Januar 1942 begonnen und praktisch bis Ende des Krieges wurde sie fortgesetzt.

Die Soldaten und Offizieren deutscher Nationalität wurden aus der Sowjetarmee entlassen und ebenfalls mit Arbeitslagern bestraft.

„Die Arbeitsarmisten“, wie sie genannt wurden, wurden ähnlich wie Strafgefangene behandelt: die Russlanddeutschen wurden für die schwersten und unqualifizierten Arbeiten bei Bau von Eisenbahnlinien und Industriebetrieben, in der Öl- und Kohleförderung oder als Holzfäller eingesetzt.

Auch nach dem Krieg wurden die Bedingungen,für die während des Kriegs aus ihren Heimatsorten ausgesiedelten Deutschen, um ein weiteres verschlimmert.  Die Verbannung wurde „auf ewig“ fest geschrieben und das Strafmaß für eigenmächtiges verlassen der Aufenthaltsorte auf 20 Jahre Zwangsarbeiten festgesetzt. Auch die Personen, die den „Sondersiedlern“ bei der Flucht halfen, wurden zu 5 Jahren Freiheitsentzug verurteilt.

Am 10.03.1955 erhielten Sondersiedler in der Sowjetunion endlich ihre Pässe, die ihnen seit Kriegsende vorenthalten worden waren.

weiter lesen: Teil 3. Wer ist der Russlanddeutsche(oder Deutsche aus Russland?)?

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