Wer ist der Russlanddeutsche(oder Deutsche aus Russland?)?

Deutsche Auswanderer /Umsiedler/Aussiedler/Spätaussiedler

Wer ist der Russlanddeutsche(oder Deutsche aus Russland?)?  Teil I

Autor: Maria Reisner

 

Das ist eine lange Geschichte…

„Schon lange vor der planmäßigen Ansiedlung deutscher Bauern gab es in Russl. Deutsche. Bereits im Mittelalter ließen sich Kaufleute der Deutschen Hansa in Nordrussland(Nowgorod) nieder. Unter Zar Iwan dem Schrecklichen(1533-1584) wurden vermehrt Fachleute ins Land geholt(Handwerker, Baumeister, Architekten, Ärzte, Offiziere, Verwaltungsspezialisten und andere). In Moskau entstand eine deutsche Vorstadt(Njemezkaja Sloboda), in der sich Zar Peter I (1689-1725) als Kind gern aufhielt. Peter der Große, der den Prozess der Europäisierung Russlands einleitete, zog viele Deutsche in seine Umgebung, ebenso setzten seine Nachfolger Deutsche für wichtige Posten im Bereich der Diplomatie, der Verwaltung und dem Militär  ein.

Planmäßige Aussiedlung von Deutschen unter Katharina II (1762-1796), Paul I (1796-1801) und Alexander I (1801-1825)

Im Manifest der Zarin Katharina II. von 22.Juli 1763, in dem Ausländer aufgefordert wurden, sich in Russland niederzulassen, heißt es:

  1. Unentgeltliche Zuweisung unbebauten Landes
  2. Erlaubnis zum Kauf weiterer Grundstücke
  3. Steuerfreiheit bis zu 30 Jahren
  4. Gewerbefreiheit
  5. Befreiung von Militärdienst
  6. Freie Religionsausübung
  7. Kulturelle Autonomie
  8. Kommunale Selbstverwaltung
  9. Völlige Freiheit zum Verlassen des Landes
  10. Reisebeihilfen

Die erste Kolonie an dem rechten Ufer der Wolga ist die Nieder-Dobrinka(nizhnyaya Dobrinka), die am 29. Juni 1764 angelegt wurde, dann wurde am 19.08.1764 die zweite(Ustj-Kulaninka) gegründet. Gleich nach ihnen wurde eine besondere Gruppe von Kolonien gegründet: Schilling, Beideck und Anton.

„Anton wurde am 7.09.1764 gegründet. Die Daten von der Gründung von Schilling und Beideck sind unbekannt.“

Woher kamen die Deutsche nach Russland?

Die Hauptauswanderung(1763-1767) erfolgte aus Hessen, der Pfalz, Sachsen. Der eine Sammelplatz hieß Büdingen, der andere-Rosslau bei Dessau(damalige Sachsen), wo 1766 viele Trauengen durchgeführt wurden, da Eheleute  bevorzugt waren.

Von Mai 1765 bis April 1766 sind vier Züge mit 800 Personen in Rosslau eingetroffen:

1.Truppe: 300

2.Truppe: 100

3.Truppe: 150

4.Truppe: 250

Davon wurden 50 Paare also 100 Personen in Rosslau getraut. Bis August waren es dann 215 Paare mit 2365 Personen.

Die Ausreise erfolgte in drei großen Strömen:

  • Auf dem Seeweg über die Nord- und Ostsee von Lübeck aus nach St. Petersburg, in Oranienbaum überwintert und im späten Frühling mit Schiffen bis Saratow/Wolga – in den Jahren 1763-1768
  • Auf der Donau zum Schwarzen Meer nach Odessa, die Krim und den Kaukasus(1804-1806)
  • Auf dem Landweg quer durch Polen und Südrussland nach oft monatelangen, entbehrungsreichen Reisen kamen die Siedler an ihren Bestimmungsorten an.

Aus dem Nichts entstanden ihre Siedlungen, streng nach Konfession getrennt und oft nach den zurückgelassenen Dörfern und Städten der Heimat benannt.

In den Jahren 1766-1768 wurden an der Wolga 104 deutsche Kolonien gegründet. Rund 8000 Familien mit 27000 Seelen wanderten hier ein. Die 104 Kolonien wurden auf dem rechten und linken Wolgaufer verteilt. Auf der Bergseite(rechts) wurden 45 Kolonien und auf der Wiesenseite(links) 59 Kolonien gegründet. Nach der Konfession(Religion) wurden sie(Kolonisten) so verteilt:

Bergseite: Evangelisch 31; Katholisch 14;

Wiesenseite: Evangelisch 35; Katholisch 24;

Die zweite größere Auswanderungswelle war die der Mennoniten aus Danzig/ Westpreußen in den Jahren 1789 und dann nochmals ab 1803. Ihr Weg ging über Riga ins Schwarzmeergebiet nach Chortiza.

In den Jahren 1804 und 1816/17 bis 1842 fand die stärkste Auswanderung aus Württemberg statt.

Der Weg führte von Ulm donauabwärts oder zu Land über Podolien in die Gegend bei Odessa, nach Bessarabien, auf die Krim und in den Südkaukasus.

In den Jahren 1809/10 kamen Siedler aus der Pfalz, dem Elsass und Nordbaden. Ihr Reiseweg ging meist über Polen und Podolien vorwiegend in das Gebiet Odessa, wo viele große katholische Dörfer entstanden.

Die Kolonienamen trugen die Namen aus ihrer verlassenen Heimat, z.B., Basel, Karlsruhe, Stuttgart, Selz, Straßburg. Es wurde insgesamt 181 Mutterkolonien im Schwarzmeergebiet, in Bessarabien und im Südkaukasus gegründet.

„Wolgadeutsche“ ist der Begriff, der mit den Städten: Saratow, Pokrowsk(später Engels), Katharinenstadt, später Marxstadt, jetzt Marx zusammenhängt, war die neue Heimat der Vorfahren mutterseits: Rößner/Reisner, Bienemann, Loos.. Die Kolonie Rohleder – wurde die neue Heimat der Vorfahren vaterseits: Auer, K(G)lassmann.

1871 zählt man zur Beginn der ersten Russifizierungswelle: es wurden die Kolonisten Gesetze aufgehoben, drei Jahre später wurde für die deutschen Kolonisten die allgemeine Wehrpflicht und 1891 Russisch als Pflichtfach an den deutsche Schulen eingeführt.

weiter lesen: Teil 2. Wer ist der Russlanddeutsche(oder Deutsche aus Russland?)?

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