Die Geschichte der Familie Reisner

Wir möchten den Besuchern unserer Website die Familiengeschichte von Rössner/Reisner, einer von Tausenden Familien, die weit in ihre historische Heimat zurückgereist sind, vorstellen. Die Geschichte ihrer Familie wurde von Maria Reisner, einer der Gründer unseres Vereins, restauriert.

 

Zu den ersten Siedlern meiner Familie gehören:

Bienemann, Johann Christoph, 41, luth, Tischler aus Brandenburg/Magdeburg mit seiner Ehefrau: Katharina Sophia, geborene Bauts, 38, Luth, aus Anhalt-Zerbst mit ihren Kindern:

  1. Maria Dorothea, 14
  2. Johann Christoph, 9
  3. Katharina Sophia, 6
  4. David Phillip, 2

(In der Liste der Erstansiedler eingetragen unter der Nr. 24)

Eingetroffen in die Kolonie Boronsk, später Katharinenstadt am 07.06.1767, erhalten von der Kanzlei in Saratow: 15 Rubel, 2 Pferde, 1 Kuh.

 

Loos Karl, 35, luth., Müller aus Hessen, Springe Reinfeld mit der Ehefrau Katharina Margaretha Nulhass, 23, Kath., und einem Sohn: Augustus, 8 eingetroffen in Katharinenstadt am 03.08.1767, erhalten von dem Kontor: 1 Kuh.

Rössner Thobias Jakob, 29, luth., Zimmermann/Müller aus Sachsen, Frose mit seiner Ehefrau: Maria Margaretha Ohlscheidt, 30, reform., aus Grafschaft Neuwirt. Eingetroffen in Katharinenstadt am 17.08.1767 hatten noch keine Kinder, aber laut der Zählungen von 1798, ihr 1. Sohn heißt Christian und ist 30 Jahre alt, das heißt, er ist 1768, ein Jahr später nach der Ankunft an die Wolga geboren.

Der Stammbaum:

Rössner Tobias Jacob(1739(40) – ?)

  1. Christian, 1768 – 1845
  2. Johann Heinrich, 1820 – 1874
  3. Johann Cristian, 3.10.1854 –
  4. Johann Heinrich, 11.12.1876 – 1921
  5. Friedrich v. Heinrich, 27.09.1909(Katharinenstadt) – 20.08.1942, Kirow/Wjatlag (in der Trudarmee)

Reisner Nina, 25.02.1932 in Kaschira Gebiet Moskau

 

Reisner Maria v. Peter 22.12.1954, Aban, in der Verbannung bei Krasnojarsk

Reisner Thomas, 18.06.1994 in Werdau, Sachsen

Das Zusammenkommen der Familien Bienemann Loos und Rössner, Welz, Pracht, Riemer, Emich gehört zu den Zeiten: Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

Johann Heinrich Bienemann, geb. 1883 – 25.02.1932 heiratete Anna Amalie von David Loos(geb. 27.02.1885 – 17.01.1975), am 29. September 1906.

In der Ehe sind mehrere Kinder geboren, die Söhne sind verstorben, bleiben nur 4 Töchter:

  1. Maria, geb. 13.09.1907
  2. Elisabeth v. Heinrich 21.07.1909 – 9.12.1998 in Region Minusinsk gestorben
  3. Ella 1922(?) – 1938
  4. Anna geb. 1926

Ella Bienemann. 24.05.1936 kam ihre Tochter Nina zur Welt, aber Ihre Mutter starb sehr früh, Nina war noch keine 2 Jahre alt. Sie ist in der Familie von Maria und Friedrich Sabelfeld aufgewachsen.

In der Familie gibt es ein Foto, wo Ella Bienemann mit ihrer Theatertruppe aufgenommen ist, an einem Springbrunnen in Engels.

 

Die Eltern(Johann Heinrich Resner, geb. 11.12.1876 und seine 2. Frau Elisabeth Riemer) von Emilia, 29.06.1896 – 26.09.1979, Alexander, 1900 – ? Elisabeth, 1907 – ? Friedrich, 27.09.1909 – 20.08.1942 Kirow/Wjatlag, David, 24.03.1916 – 9.06.1993 in Paderborn, sind sehr früh gestorben: die Mutter-Mai 1916, der Vater-1921.

Die kleinsten Kinder kamen in die Kinderheime: Friedrich, 8 Jahre, kam nach Seelmann, David, 5 Jahre, kam nach Marxstadt(dort arbeitete seine ältere Schwester Emilia). Ob Emilia damals schon verheiratet war, weiß ich nicht.

Nach den Erzählungen meiner Oma Reisner: „Sie hat den Karl Emich geheiratet, sie hatten zwei Kinder: Mina und Karl. Karl hatte eine Tochter – Ella…“

 

September, 1941 Deportationsbescheinigung für Familie Reisner

 

Nina Reisner geboren am 25.Februar 1932

Am 1. September musste das Mädchen in die 3. Klasse der deutsche Schule Nr. 10 in Engels kommen… Stattdessen wurde der Familie an diesem Tag verkündet:“… am 3. September müssen sie die Stadt verlassen. Bis dahin durften sie nur das Wichtigste packen…“

Der Erlass vom 28. August galt für jede deutsche Familie. Vater Friedrich(27.09.1909), Mutter Elisabeth(21.07.1909), Bruder Viktor(06.05.1935), Schwester Ella(11.05.1939), Bruder Friedrich(20.04.1941), Nachbarn, Verwandten, Freunde und Bekannten: alle wurden aus ihren Häusern abgeholt und zur Bahnstation gebracht… Staffel 820, Wagon 14, nach Krasnojarsk – stand auf dem Begleitzettel der Familie…

Das vor drei Jahre gebaute Haus ist verlassen, der Schulranzen mit neu gekauften Schulbüchern an der Hausmauer in der Eile vergessen…

Tränen, Angst, Ungewissheit, die Enge und Kälte des Viehwagons und die lange Fahrt bis nach Krasnojarsk…

Auf die Leute wurde schon gewartet. Viele wurden für Region Minusinsk ausgewählt. Mit dem Schleppkahn wurden sie hingebracht. Die Reisners, wie auch viele anderen hatten „Glück“ gehabt, aber nicht lange…

In Februar 1942 wurden alle Männer, später auch kinderlose Frauen, Jugendliche ab 15 in die Trudarmee einbezogen. Die Kinder bekamen ihren Vater nie mehr zu sehen. Wegen der grausamen Verhältnisse im Arbeitslager starb der 33-jährige Mann noch in diesem Jahr, am 20. August.

Erst jetzt beginnt das Elend. Die Mutter(wie auch viele – viele anderen Frauen) musste Tag und Nacht arbeiten, um die vier Kinder durchbringen. Ihr Handwerk, das Nähen, Mut, Stärke und ihre Güte haben sie beliebt gemacht. Mit ihren Mädchen sang sie, bei Gelegenheit, Lieder aus der alten Heimat.

Und erst Jahre später kam Nina wieder in die Schule, in die erste Klasse… der russischen Schule. Zuerst musste das 10-jährige Mädchen arbeiten.

 

Deutsche Frauen ohne ihre Männer(1942-44?) in Suchoe Osero, R-n Minusinsk Region Krasnojarsk.

 

Einige Männer dieser Frauen kamen aus der, so genannten Trudarmee(Arbeitslager). Viel später hat Oma Lisa Reisner(geb. Bienemann) erfahrenen, dass ihr liebster „Friz“(Fridrich Reisner) dort „gestorben“ ist, von Pelagra… Diese Frauen sind für immer in der Verbannung geblieben…

Aber auch sie mussten in die „Trudarmee“ in den Norden, zum Fischfang am Jenissej. Meine Oma Lisa wollte sich nicht von ihrer Schwester Maria trennen und ist mit ihrer älteren Tochter Nina ihr nachgefolgt. Bis heute noch wiederholt meine Mama wie ein Gebet:“ Jarzewo, Derewnja. Krugljak…“ Das Grusselige hat sich in das Kindergedächtnis für ewig eingeprägt. Heute ist sie schon 86 und immer wieder und wieder fängt sie damit an: “Jarzewo,…“

Auch die Schwester meines, Großvaters, Elisabeth war in diesem Jarzewo irgendwo in der Nähe von ihren Schwägerinnen Maria und Lisa, aber sie haben sich dort nicht getroffen. Die beiden Schwestern haben sich erst im Jahre 1964 wieder gefunden. Nach langen Anfragen in Suchdiensten und vielen Schreiben fand David seine älteren Schwestern im Jahre 1968.

David Resner war auch der Allererste aus der Familie, der nach Deutschland im Jahr 1970 mit seiner großen Familie kam: Ehefrau Maria und ihre 7 Kinder.

Familie von David Resner

 

Im Jahr 1980 kamen der Bruder, Alexander Auer, geb. 1937 mit seiner Familie, ein Jahr später sein Vater Leo, geb. 13.11.1902 mit der Ehefrau Elisabeth, geb. 2.05.1903, (geborene Klassmann) und dessen Bruder Adolf, geb. 20.11.1927 mit drei Söhnen und Ehefrau. Das ist die Familie meines Vaters.

Mein Vater Peter kam viel später nach Deutschland, erst 1993.

Familie von Reisner – Auer

 

Ein Foto aus dem Jahr 1955. Dieses Bild zeigt die Familien Reisner – Auer. Ganz links sind meine Eltern. Neben Mama-ihre Mutter. Über der Oma stehend die Söhne Viktor, geb. 06.05.1935-29.07.2014 und Friedrich, 20.04.1941 – 1975. Dann sehen wir – die stolzen Großeltern Elisabeth und Leo mit mir auf dem Schoß, ich bin 6 Monate alt, und ihr Sohn Alexander.

Ich, Maria Reisner, wanderte nach Deutschland mit meiner Familie Ende Dezember 1993 aus. Damals hatten wir 4 Töchter: 18,13,9 und 7 Jahren. Nach einem ½ Jahr, am 18.06.1994 kam unser Stammhalter Thomas zur Welt.

In Crimmitschau sind wir am 04.01.1994 eingetroffen.

Und das Übliche: zuerst Sprachkurs, ich konnte die Sprache aus der Familie, aber das hat mir auch viel gebracht. Dann die Geburt meines Sohnes… Elternzeiten…

Die Kinder lernten fleißig in den Schulen: Realschule, Gymnasium, Berufsausbildungen, Arbeit, Studium.

Alle Kinder machen das Beste aus ihrem Leben: alle haben Familie gegründet, erziehen ihre Kinder, arbeiten…

Alle sprechen gut Deutsch und wir sind Deutsche geblieben, was in dem Herkunftsland nicht möglich war.

 

Autor: Maria Reisner, Mai 2018.

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